Im Juni 2024 habe ich meine erste Rede im Plenum des Landtags gehalten. Dabei habe ich mich für faire Bedingungen für Praktikantinnen in ganz Europa ausgesprochen und gegen die Verschleierung durch Scheinpraktika, bei denen Praktikantinnen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Dies soll in einer neuen EU-Richtlinie, der Praktikumsrichtlinie, geregelt werden.
Es gilt das gesprochene Wort:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
bei dem Vorschlag der EU, über den wir heute hier sprechen, geht es um ein wichtiges Thema: bessere Bedingungen für Trainees, Praktikantinnen und Praktikanten im Rahmen eines Beschäftigungsverhältnisses in der EU.
Wer nach Ausbildung, Studium, oder Promotion ein solches Praktikum, Traineeship oder Volontariat macht, muss dieses unter fairen Bedingungen absolvieren können – und zwar unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund!
Der Vorschlag der Kommission enthält zwei wichtige Aspekte: erstens dafür zu sorgen, dass Praktika nicht der Verschleierung von regulären Jobs dienen, indem Praktikanten als günstige Arbeitskräfte genutzt werden.
Dazu gehört, dass schon in der Stellenausschreibung Transparenz bezüglich der Lernziele und Bedingungen des Praktikums hergestellt wird.
Zweitens geht es darum, es den Praktikantinnen und Praktikanten zu ermöglichen, gegen Missbrauch und schlechte Arbeitsbedingungen vorzugehen und ihre Rechte durchzusetzen.
In der EU machen jedes Jahr mehrere Millionen junge Menschen ein Praktikum.
Hochwertige Praktika sind für sie eine wertvolle Gelegenheit, um Berufserfahrung zu sammeln, neue Kompetenzen zu erwerben und schließlich einen guten Arbeitsplatz zu finden. Arbeitgebern wiederum bieten sie die Möglichkeit, Fachkräfte zu finden, auszubilden und dauerhaft einzustellen.
Die Voraussetzungen für qualitativ hochwertige Praktika sind anständige und klare Arbeitsbedingungen und angemessene Lerninhalte.
Es ist deswegen gut, dass die EU hier tätig wird.
Denn es geht darüber hinaus auch um gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen den Arbeitgebern.
Ausbeutung schadet nämlich nicht nur den Praktikantinnen und Praktikanten, sondern auch den Arbeitgebern, die sich an faire Bedingungen halten. Das kann nicht in unserem Interesse sein!
Und schließlich wird mit dieser Initiative auch die Arbeitsmobilität in der EU gestärkt.
Immer mehr Menschen in der EU wollen ein Praktikum im Ausland machen.
Indem Mindeststandards für alle Mitgliedstaaten geschaffen werden, wird sichergestellt, dass das gleiche Schutzniveau und Transparenz überall gelten.
Das ist ein Beitrag zu einer fairen Arbeitskräftemobilität in der EU.
Diese Mobilität öffnet nicht nur berufliche Türen, sondern stärkt den europäischen Arbeitsmarkt und lässt Europa zusammenwachsen!
Für uns steht fest, dass viel daran gewonnen ist, wenn es europaweit einheitliche Kriterien für gute Praktika gibt.
Da wir es hier mit einer Richtlinie zu tun haben, gibt es für die Nationalstaaten noch Spielraum in der Umsetzung. Dieser sollte selbstverständlich dafür genutzt werden, bei der Umsetzung genau darauf zu achten, dass nicht unnötig administrative, finanzielle oder rechtliche Auflagen für Arbeitgeber entstehen.
Für den EU-Vorschlag wurde der bisherige Rahmen umfassend geprüft.
Alle Interessensträger wurden einbezogen; mit dabei waren auch Vertreter der Wirtschaft.
Auch im weiteren Verfahren muss sichergestellt werden, dass alle Stimmen gehört werden.
Mit einem konstruktiven Einbringen aller Seiten kann am Ende ein gutes Ergebnis für alle dabei herauskommen.
Verlieren wir das Ziel nicht aus den Augen: Praktika sind der Schlüssel zum Arbeitsmarkt und für beide Seiten ein Gewinn.
Sie liefern jungen Menschen wertvolle Einblicke in die Praxis und sichern unserer Wirtschaft die so dringend benötigten, gut ausgebildeten Fachkräfte.
Vielen Dank.