Kürzlich informierten sich die Landtagsabgeordneten Sarah Hagmann (Lörrach) und Niklas Nüssle (Waldshut) bei der Doppelspitze der Bundesagentur für Arbeit in Lörrach, Jenniefer Schmucker und Jutta Hünenberger, über die Entwicklungen des Arbeitsmarktes in den Landkreisen Lörrach und Waldshut. Dabei kamen unter anderem grenzüberschreitende Aspekte der Arbeitswelt und der Wirtschaft zur Sprache.
Die durchaus volatile Wirtschaftssituation in Europa und Deutschland ist auch in der Region spürbar. So nehmen die beiden Geschäftsführerinnen wahr, dass viele Arbeitgeber bei Neueinstellungen eher vorsichtig agieren. Dennoch gäbe es viele dynamische Entwicklungen im Dreiländereck. So sei der Landkreis Lörrach zum Beispiel sehr ausbildungsstark. Im Schnitt sind sechs Prozent der Mitarbeitenden in einem Betrieb Auszubildende. Die Betriebe investieren also in die Fachkräfte von morgen. Davon profitieren natürlich nicht nur die Betriebe auf deutscher Seite, sondern auch der Schweizer Arbeitsmarkt, der mit höheren Löhnen lockt.
Die beiden Geschäftsführerinnen beobachten zugleich, dass der höhere Schweizer Lohn für viele Arbeitnehmer:innen nicht mehr das einzige Argument für die Wahl des Arbeitsortes ist. Insbesondere Väter und Mütter mit kleinen Kindern suchten nicht selten wieder einen Job auf deutscher Seite. In dieser Lebensphase rücken Aspekte wie gemeinsame Feiertage mit den Kindern in den Vordergrund. Diese Verschiebung der Prioritäten einiger Arbeitnehmer:innen könnte eine Chance für die Wirtschaft der beiden Landkreise sein. So könnten beispielsweise weitere Anreize geschaffen werden, damit Arbeitnehmer:innen mit Familie auf dem deutschen Arbeitsmarkt bleiben.
Ein Anreiz für Eltern wäre es, wenn es mehr und bessere Betreuungsangebote für ihre Kinder gäbe. Hierfür seien weiterhin mehr Kita-Fachkräfte nötig. Die beiden Abgeordneten Nüssle und Hagmann setzen sich deshalb weiterhin dafür ein, dass auch in den Landkreisen Lörrach und Waldshut der Direkteinstieg Kita angeboten wird. In allen anderen Landkreisen in Baden-Württemberg wird dieses vom Land geschaffene Instrument erfolgreich genutzt, um durch einen attraktiven Ausbildungsweg für Quereinsteiger:innen den Kita-Trägern schneller dringend benötigte Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.
Sarah Hagmann: „Für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine familienfreundliche Infrastruktur in Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar. Dies muss mit aller Kraft angegangen werden, denn es entlastet Eltern und ist ein wichtiger Standortfaktor für unsere Wirtschaft. Gute Kinderbetreuungsangebote fördern außerdem die Bildungs- und Chancengerechtigkeit unter den Kindern. Der beliebte Ausbildungsgang Direkteinstieg Kita könnte auch der hiesigen Region einen Schub in die richtige Richtung geben.“
Ein weiterer Aspekt des hiesigen Arbeitsmarktes sind grenzüberschreitende Berufsausbildungsmöglichkeiten, die am Oberrhein für Jugendliche bisher nur eine untergeordnete Rolle spielten. Der Europapolitiker Niklas Nüssle sieht dank eines neuen Übereinkommens zwischen Deutschland und Frankreich jedoch Chancen, dass sich dies ändert: „Am Oberrhein wird schon lange auf vielen Ebenen grenzüberschreitend zusammengearbeitet. Ich bin überzeugt, dass wir auch im Bereich der Berufsausbildung noch mehr voneinander lernen können. Denn unsere duale Ausbildung ist ein echtes Erfolgsmodell.“ Nach dem Abkommen, das im Juli 2024 auf deutscher Seite Ratifiziert wurde, kann der praktische Teil einer dualen Berufsausbildung in einem Betrieb im Partnerland absolviert werden. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen das Abkommen auf die Zusammenarbeit bei den Berufsausbildungen haben wird.
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