154.000 Frauen in Baden-Württemberg sind selbstständig - viele von ihnen stehen dabei irgendwann vor einem Dilemma: Werden sie schwanger, fallen sie möglicherweise durchs soziale Netz und müssen sich um Betrieb und Aufträge sorgen.
Anders als Angestellte haben Selbständige keinen gesetzlichen Anspruch auf Mutterschutz. Ich sehe dringenden Handlungsbedarf und appelliere daran, im Bund weiter dran zu bleiben. Deswegen habe ich mich mit einem Antrag an das Wirtschaftsministerium gewandt.
Welchen Mehrwert bietet der Antrag?
Der Antrag beleuchtet die Situation selbstständiger Frauen in Baden-Württemberg. Besonders im Fokus: ihre fehlende finanzielle Absicherung während der Schwangerschaft. Die Zahlen zeigen die Bedeutung der weiblichen Selbstständigen – Frauen machen in Baden-Württemberg ein Drittel aller Selbstständigen aus. Etwa 59.000 von ihnen haben mindestens einen Beschäftigten.
Was ist das Problem?
Selbstständige Unternehmerinnen stehen bei einer Schwangerschaft vor großen Herausforderungen. Sie haben keinen Anspruch auf Mutterschutzlohn oder Mutterschaftsgeld. Eine finanzielle Absicherung ist nur möglich, wenn sie sich vorher privat oder freiwillig gesetzlich krankenversichert haben. Diese Vorsorge müssen sie selbst organisieren und finanzieren. Damit sind aber die laufenden Betriebskosten nicht abgedeckt. Die fehlende Absicherung kann existenzbedrohend sein und schreckt möglicherweise Frauen von der Selbstständigkeit ab.
Welche Lösungen gibt es?
Aktuell gibt es nur zwei Wege zur Absicherung: Eine private Krankenversicherung mit Krankentagegeld oder eine freiwillige gesetzliche Versicherung mit Krankengeldanspruch. Der Bund arbeitet derzeit an Verbesserungen beim Mutterschutz für Selbstständige. Die Landesregierung will konstruktive Bundesvorstöße unterstützen. Bisher beschränken sich die Hilfen hauptsächlich auf Informationsangebote über das Bundesfamilienportal.
Für mich ist klar: selbstständige Frauen brauchen endlich einen fairen Mutterschutz. Bisher müssen viele von ihnen bis kurz vor der Geburt sowie direkt danach arbeiten - oft mit erheblichen Gesundheitsrisiken für Mutter und Kind. Das betrifft Handwerkerinnen auf Baustellen ebenso wie Fotografinnen oder Steuerberaterinnen.
Die aktuelle Situation schadet nicht nur den betroffenen Frauen, sondern der gesamten Wirtschaft. Viele qualifizierte Fachkräfte geben ihre Selbstständigkeit wegen der fehlenden Absicherung auf oder wagen den Schritt in die Eigenständigkeit erst gar nicht. Besonders im Handwerk, wo der Fachkräftemangel ohnehin groß ist, verschärft dies die Situation zusätzlich. Das können wir uns nicht leisten.
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt und sucht nach Lösungen. Hier im Land kann das Wirtschaftsministerium das Informationsangebot für selbstständige Frauen stärken, damit zumindest die bestehenden Möglichkeiten bekannter werden. Und im Bundesrat muss es zur Not wieder einen Anstoß geben, damit das Thema nach der Wahl nicht unter den Tisch fällt.
Der Handlungsbedarf ist dringend: Echte Chancengleichheit bedeutet, dass Frauen sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen. Ein funktionierender Mutterschutz für Selbstständige ist dabei keine soziale Wohltat, sondern eine wirtschaftspolitische und gesellschaftliche Notwendigkeit.
Die Politik im Bund muss jetzt am Ball bleiben und konkrete Maßnahmen umsetzen – auch nach der Wahl! Nur so können wir verhindern, dass wertvolle Fachkräfte verloren gehen und Betriebe wegen Schwangerschaften schließen müssen. Und nur so bekommen wir echten Gesundheitsschutz für Mutter und Kind.
Zum Antrag: : Drucksache 17/ 7717: Mutterschutz für Selbständige verbessern, 14.11.2024
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